Linktipp: Drei Online-Tools für Lesbarkeitsanalyse im Test

Ob ein Text schnell erfasst und gelesen werden kann, hängt von vielen Faktoren ab:
Texteigenschaften: Satzlänge und Satzbau, Silbenzahl in Wörtern und generell der Sprachstil
Textstruktur: Gliederung langer Texte in Abschnitte und Verwendung von Zwischenüberschriften
Typografische Gestaltung des Textes: Schriftart, Schriftfarbe (Kontraste!), Schriftgröße und Buchstabenabstand
Zielgruppe: Vorwissen der Leser, Sprachniveau und Lesekompetenz; je weniger Fachsprache verwendet wird, desto größer ist das Publikum, das den Inhalt verstehen kann
Linguisten und Sprachforscher versuchen bereits seit mehr als 50 Jahren, solche Faktoren messbar zu machen. Einige Online-Tools versprechen eine aussagekräftige Lesbarkeits-Analyse von Texten und wenden dazu offensichtlich unterschiedliche Algorithmen an. Denn jede Seite kam zu unterschiedlichen Aussagen und Beurteilungen, nachdem wir sie mit unserem Test-Text - unserem Marketing-Tipp „Fachartikel schreiben“ - gefüttert haben.
Die Webseite https://www.textanalyse-tool.de/ zeigt die Wortzahl des Test-Textes an und liefert als Ergebnisse u.a. die Keyword-Dichte im Text, was besonders für die Suchmaschinenoptimierung von Texten ein wichtiges Kriterium ist. Beim LESIX, dem Lesbarkeitsindex der Webseitenbetreiber, fließen Wort- und Satzlänge, die Anzahl der Silben aber auch Passivsätze, Modalverben oder unnötige Füllwörter in die Bewertung ein. Nach Eingabe des Test-Textes wird das Ergebnis angezeigt: Index 57, „Ihr Text ist gut lesbar“.
Außerdem werden Faktoren aufgezählt, die als gut bewertet werden. Andere, verbesserungswürdige Faktoren, werden als Empfehlungen sehr positiv formuliert.
Ganz 100%ig nachvollziehbar sind die Analyseergebnisse für uns jedoch nicht. So wurde „Ihr Text enthält nicht ausgeschriebene Zahlen (6x)“ angemarkert. Tatsächlich enthielt unser Text eine Aufzählung zur besseren Gliederung des doch recht langen Blogartikels. Diese Aufzählung ist mit 1 bis 6 nummeriert. Der Hinweis „Ihr Text enthält zu viele Füllwörter (25x)“ verwirrte uns doppelt, da er mit der Aufzählung „Aktuell:25 / Empfohlen: 143.2“ ergänzt wurde.
Das Textanalysetool der Wortliga (https://wortliga.de/textanalyse/) liefert neben einer Lesbarkeits-Kategorie und einer veranschlagten Lesezeit, eine Analyse in Form einer Checkliste und markiert die entsprechenden Fehler-Stellen daneben im Text farblich. Unser Test-Text ist für die kostenfreie Analyse leider zu lang, für die Analyse des kompletten Textes müssten wir das Produkt kaufen. Lediglich die ersten 186 Wörter wurden analysiert, und vermitteln dennoch einen guten ersten Eindruck von der Nutzbarkeit der gelieferten Aussagen.
Sehr nutzerfreundlich lässt sich zwischen aufgezählten „Fehlern“ und den farblichen Markierungen der Fehler im Text per Klick springen. So kann man direkt daran gehen, Änderungen vorzunehmen. So haben wir es im Test geschafft die Lesbarkeit unseres Textes von der Kategorie „Schwer (49)“ auf „Mittelschwer (54)“ zu verbessern.
Der Textinspektor (textinspektor.de) geht vor der Bewertung des eingegebenen Textes ein wenig anders vor. Er fragt vor der Analyse nach der Textsorte und lässt sich Zielgruppe und Altersgruppe des Lesers nennen. Durchaus sinnvoll, denn je nach Zielgruppe variiert Sprachniveau und Lesekompetenz (s.o.). Unseren Blogartikel haben wir mit den Informationen „Webseitentext“, „Gemischte Zielgruppe“ (weitere Auswahlmöglichkeiten waren „B2B“ und „B2C“) und „Empfänger bis 50 Jahren“ in die Analyse gegeben.
Die Auswertung des Textes erhalten wir grafisch aufbereitet und mit einigen Hinweisen versehen. So wird unser Artikel als „einfach verständlich“ eingeschätzt und erscheint „vergleichbar mit: Unterhaltungsliteratur“. Der Textanalyse-Index (TA-Index) liegt mit 10,3 im mittleren Feld. Dazu wertet der Textinspektor laut eigenen Aussagen, passive oder aktive Formulierungen, Satzlänge, Silben pro Wort und deren Kombination und das ideale Verhältnis – also rein statistische Werte - aus.

Alle drei Analysetools können bei einem Korrekturlauf eine gute Hilfestellung leisten und liefern wertvolle Hinweise, um einen Text zu überdenken und Verbesserungen vorzunehmen.
So gut die Analysetools sind: Einige „Fehler“ lassen sich nicht beheben.
Denn vieles, was „Maschinen“ ankreiden, ist bewusst gewählt und gehört zum Sprachstil. So sollte man ein „Partizip“ vermeiden, benötigt es aber um zeitliche Abstufungen deutlich machen zu können. Um „Passiv“ kommt man manchmal nicht herum. Und ohne den Großteil der als „Füllwörter“ aufgezählten Fehler, ginge viel vom Sinn unseres Textes verloren. Daher weisen sowohl „Wortliga“ als auch „Textinspektor“ in Kommentaren darauf hin, dass man nicht „stur den Tipps der Textanalyse“ folgen sollte und „(…) das Auszählen von Merkmalen (…) nur die eine Seite der Verständlichkeits-Medaille“ ist. Denn erst durch das eigene Sprachgefühl und die Ausrichtung des Textes auf den Leser, auf dessen Sprache, unter Verwendung der richtigen Schlüsselwörter oder Wortbilder, erreichen Texte hohes Niveau. Dem können wir uns uneingeschränkt anschließen.
Lesen Sie hier weitere Beiträge aus der Kategorie "Linktipp":
Linktipp