Normen näher betrachtet: IEC 82079-1 und DIN EN ISO 20607
Überarbeitung des Artikels vom 11.03.2019
Beim Thema Technische Dokumentation und Normen kommt man an den zwei Normen IEC 82079-1 und DIN EN ISO 20607 nicht vorbei. Wir geben Ihnen einen kurzen Überblick über die Inhalte der beiden Regelwerke und ihre Bedeutung für die Erstellung von Dokumentationen.
Die Grundlagennorm: IEC 82079-1
Die seit 2012 geltende Internationale Norm IEC 82079-1 Erstellen von Gebrauchsanleitungen - Gliederung, Inhalt und Darstellung legt Regeln für die Erstellung von Gebrauchsanleitungen fest. Dabei gilt sie für alle Arten von Anleitungen und alle Arten von Produkten. Sie richtet sich zudem an alle Parteien, die bei der Erstellung der Anleitung beteiligt sind, wie beispielsweise Hersteller, Produzenten, Technische Redakteure, Illustratoren und Übersetzer. Die Norm ist somit sehr weit gefasst.
2019 wurde die Edition 2 der IEC 82079-1 mit dem Titel „Erstellen von Nutzungsinformationen (Gebrauchsanleitungen) für Produkte“ veröffentlicht. Bereits im neuen Titel zeichnen sich Veränderungen ab: Statt bisher „Erstellen von Gebrauchsanleitungen“ lautet dieser nun “Erstellen von Nutzungsinformationen“. Damit werden jegliche Informationen, die die Nutzung des Produktes betreffen, durch die Norm geregelt. Zum Geltungsbereich gehören nun beispielsweise auch Produktbeschreibungen sowie Nutzungsinformationen des Produkts auf Internetseiten und in Apps. Neu hinzugekommen ist ein großer Abschnitt zum Thema Informationsmanagementprozess (Kapitel 6) und ein eigenes Kapitel zur beruflichen Kompetenz der an der Erstellung beteiligten Personen (Kapitel 10).
Als Grundlagennorm enthält die IEC 82079-1 konkrete inhaltliche und gestalterische Anforderungen an Nutzungsinformationen sowie an den Informationsmanagementprozess und bildet somit die Basis für die Erstellung professioneller Dokumentationen.
Speziell für den Maschinenbau: DIN EN ISO 20607
Ebenfalls 2019 wurde die Internationale Norm DIN EN ISO 20607 mit dem Titel „Sicherheit von Maschinen – Betriebsanleitung – Allgemeine Gestaltungsgrundsätze“ veröffentlicht. Darin werden die Anforderungen an den Maschinenhersteller bei der Gestaltung einer Betriebsanleitung festgelegt. Die Norm ergänzt die bisher in EN ISO 12100, Kapitel 6.4 enthaltenen allgemeinen Anforderungen an die Benutzerinformation. Besonderer Fokus wird bei der ISO 20607 auf den sicherheitsrelevanten Inhalt gelegt und auf unabdingbare Grundsätze, um ein Fehlen von Informationen zu vermeiden, insbesondere über mögliche Restrisiken.
Die ISO 20607 richtet sich ausschließlich an den Maschinenbau. Die Vorgaben sind spezieller und für den Bereich Maschinenbau konkreter als die weit gefassten Inhalte der IEC 82079-1. Dagegen fehlen jedoch wichtige Vorgaben und Beschreibungen zu Prozessen, Struktur und Inhalten von Dokumentation, die wiederrum in der Grundlagennorm IEC 82079-1 enthalten sind. Die ISO 20607 verweist auch immer wieder auf diese Grundlagennorm. Bei der Erstellung von Anleitungen im Maschinenbau sollte die ISO 20607 daher ergänzend zur IEC 82079-1 berücksichtigt werden.
Weitere Informationen finden Sie auch in unserem Magazin-Beitrag „Neue Norm DIN EN ISO 20607: Eine Anleitung zur Anleitung?“
In einem sehr ausführlichen Artikel hat sich zudem die tekom mit der neuen Edition der IEC 82079-1 und deren Abgrenzung zur ISO 20607 beschäftigt: www.technischekommunikation.info
Hinweis: Bei diesem Artikel handelt es sich um eine Überarbeitung unseres Beitrages vom 11.03.2019. Vor allem in Hinblick auf den Veröffentlichungsstatus der beiden Normen gab es inzwischen Änderungen, weshalb wir uns entschieden haben, den Beitrag zu aktualisieren.